Mit spartanischem Bühnenbild eröffnet der Performance-Künstler Maikon K den Abend. Er sitzt schwarz gekleidet auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes, beleuchtet von einem Lichtkegel, der seinen Kopf als einzig hellen Punkt im Dunkel der Bühne schweben lässt. Unterstützt wird er bei dieser Performance von Kupalua, die vom Bühnenrand Sound zuspielt. Ein Mantra-ähnlicher Gesang erklingt, der durch Reverb und Vibrato stellenweise die Textur eines Didgeridoo erhält. Als sich ein Knistern wie das eines Kaminfeuers unter die Stimme mischt, fällt auf, dass um Maikon K herum Rauch aufzusteigen scheint, der bei genauerem Hinsehen aus seinem Hemd entweicht.
Die Darstellung der symbolisch innerlich verbrennenden Figur hinterlässt viele Fragen und ist genau deshalb so überzeugend. Feuer – hier wird es in seiner sekundären Wirkung in Form von Klang und Rauch dargestellt – kann zerstören und reinigen, steht für Wut genauso wie für Leidenschaft. In seiner Darstellung internalisiert Maikon K den Brandherd, wodurch er das in der Kunst allgegenwärtige Motiv Feuer in origineller Weise auf innere emotionale und psychische Konflikte bezieht. Worin diese genau bestehen, bleibt aufgrund des reduzierten Bühnenbilds für Interpretation offen, was die Darstellung maximal effektvoll macht.
Auch der zweite Akt beginnt mit einer dunklen Bühne, auf der sich bald zwei ineinander verhakte Personen in einer langsamen Choreografie kreisend bewegen. Das VanProject ist eine Kollaboration der beiden in der Schweiz beheimateten Künstlerinnen Cris Arcos Cano und Maria Muñoz López. Ihr Stück »cīvitās« behandelt die zunehmende Verdrängung der Natur durch den Wachstum von Städten und dem sozialen Netz, das sich innerhalb derer stetig entwickelt.
Die grundlegende Erzählung entfaltet sich in Sätzen, die Wort für Wort hinter die beiden Darstellerinnen projiziert werden. In nüchterner Poesie werden Verbindungen beschrieben, die bei jeder kleinen Berührung, jedem kurzen Blick auf der Straße oder in der U-Bahn entstehen. Die meisten davon sind flüchtig, doch wohnt jeder von ihnen das Potential inne, ein Leben plötzlich in andere Bahnen zu lenken.
Ein einprägsamer Moment entsteht, als die beiden nach der ersten, sehr ruhigen Sequenz vor einer Leuchtstoffröhre kniend zu hyperventilieren beginnen. Ihre Körper sind grell und kalt erleuchtet, ihre Atmung kommuniziert Panik, dem entgegengesetzt erklingen aus den Lautsprechern die beruhigenden Töne einer Spieluhr. Die inhärente Kraft dieses Kontrasts kann die restliche Vorstellung aber leider nicht immer aufrechterhalten.