Labelportrait: Intergalactic Research Institute for Sound

field notes #36

23. Februar 2024 | Kristoffer Cornils

Intergalactic Research Institute for Sound
©Intergalactic Research Institute for Sound

Er sei in einem demokratischen Prozess, an dem über 300 sowohl synthetische wie auch organische Spezies beteiligt waren, im Jahr 2017 zum Kopf der Intergalactic Space Federation gewählt worden, erklärt Irakli Kiziria auf die Frage nach Gründung seines Labels. Und schiebt aber sofort nach, dass er das Intergalactic Research Institute for Sound (IRIS) tatsächlich deshalb ins Leben rief, um außergewöhnlichen und sträflich vernachlässigten Musiker*innen eine Plattform zu bieten. »Als Einladung, das Unerforschte zu erforschen«, wie er es diesmal ohne Augenzwinkern sagt.

Seinen Auftakt nahm das Label mit der Veröffentlichung der Compilation »დე / De – Sounds From Georgia« und damit als internationales Projekt, das Beiträge von dem seit geraumer Zeit in Berlin lebenden Labelbetreiber und in deutschen Kontexten aktiven Künstler*innen wie Natalie Beridze mit Schlaglichtern auf in Georgien aktive Elektronikmusiker*innen wie Rezo Glonti und Zesknel vereinte, von denen einige immer wieder zu IRIS zurückkehrten. Persönliche Beziehungen seien ihm wichtig, unterstreicht Kiziria, der selbst auf dem Label vor allem in Kollaboration mit anderen Musik veröffentlicht.

Kiziria versteht dementsprechend eine Menge davon, Unterschiedliches miteinander zu vereinen und Verbindungslinien dort zu schaffen, wo andere Grenzen sehen. Sein Background in der Techno-Szene als DJ und Mitbegründer der Partyreihe »STAUB« prägt zwar auch den Katalog von IRIS, dazwischen finden sich aber ebenso Veröffentlichungen von Florina Speths Projekt Schloss Mirabell, das von Kay Sievers entworfene Roboter das Cello spielen lässt, und demnächst erkundet das Duo Fractal Void auf die Grenzbereiche zwischen elektronischer Musik und Jazz. »Es geht um Experiment und Entdeckung«, unterstreicht Kiziria. »Das lässt sich wissenschaftlich angehen, strikte Regeln aber gibt es keine.«

Mit konzeptioneller Unterstützung von Christophe VuAugier de Montgremier schlägt Kiziria so verschiedene Brücken zwischen Genres und (Sub-)Kulturen. Der experimentelle Ansatz des Labels spiegelt sich auch in den aufwändigen Aufmachungen wider. »Wir stellen nicht einfach nur die Musik heraus, sondern erzählen eine Geschichte«, bringt es der ebenfalls als Designer aktive Kiziria auf den Punkt. Mehrfarbiges Vinyl, ungewöhnliche Formate und unkonventionelle Gestaltungsprinzipien: Auch das ist IRIS – eine kleine, aber kunterbunte Anomalie in der Berliner Musikszene und weit, weit darüber hinaus.


Gegründet: 2017
Sitz: Berlin / Tbilisi
Betrieben von: Irakli Kiziria
Künstler*innen: Chikiss, Lasha Chkhaidze, Michailo, Natalie Beridze, Rezo Glonti, Schloss Mirabell, Stanislav Tolkachev

Drei Anspieltipps: 
დე / DE – Sounds from Georgia (2017)
Stanislav Tolkachev – Blue Mood (2018)
Chikiss – Baby Bye (2020)

Website: intergalacticresearchinstituteforsound.bandcamp.com

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