Labelportrait: Al Maslakh

field notes #34

27. Oktober 2023 | Kristoffer Cornils

Das Logo des Labels.
©Mazen Kerbaj

Mit dem Festivals Irtijal für improvisierte und experimentelle Musik setzten Mazen Kerbaj und Sharif Sehnaoui im Jahr 2001 in der Szene von Beirut einen deutlichen Akzent. Auch ihr gemeinsames Projekt mit Raed Yassin, das “A” Trio, war laut den beiden im Libanon und der arabischen Welt im Gesamten ebenso »neu und einzigartig« wie das Label, dessen Gründung all dem auf dem Fuße folgte. Al Maslakh, das Schlachthaus, heißt es und beschreibt sich selbst als »UFO, geschaffen, um das Unveröffentlichbare aus der libanesischen Kunstszene zu veröffentlichen«.

Al Maslakh ist eine Plattform für die Labelgründer und ihre jeweiligen Solo- oder Kollaborationsprojekte. »Live in Beirut 2005« von Michael Zerang und Peter Brötzmann legte als dritte Veröffentlichung den Grundstein für die Internationalisierung ihrer Arbeit. »Die Berliner Szene begann Mitte der Nullerjahre, starke Bindungen mit der in Beirut aufzubauen«, erklären die Betreiber. Mit der Veröffentlichung des Debüts von Magda Mayas’ und Tony Bucks Projekt SPILL wurde dieser Austausch 2011 intensiviert. Kerbaj zog es vier Jahre später sogar in deutsche Hauptstadt.

Zur selben Zeit fuhr Al Maslakh den Betrieb zurück. Für eine Weile erschien dort nur ein Release pro Jahr. »Das korrespondierte mit dem Einbruch von CD-Verkäufen und einer stetigen, langsamen Verschlechterung der politischen Zustände im Libanon«, lautet die Erklärung. Seit 2022 läuft der Betrieb aber wieder auf Hochtouren. Zu den jüngeren Veröffentlichungen gehören Alben vom “A” Trio und Sawt Out, die ersten Vinyl- Veröffentlichungen von Al Maslakh.


Das Label folgt über die Medien hinweg einer gestalterischen Leitidee: »Toll aussehende Objekte für wenig Geld« soll es geben. Der anarchisch-humoristische Stil des Illustrators Kerbaj prägt auch die Artworks. Einer einheitlichen Ästhetik verpflichtet sich Al Maslakh aber weder visuell noch musikalisch. »Über die Jahre hinweg haben wir immer mehr Musiker*innen aus anderen musikalischen Bereichen hinzugeholt«, berichten die beiden. Demnächst erscheint ein neues Albums des Wahlberliners Tony Elieh für Solo-E-Bass.

Gegründet: 2004
Sitz: Beirut / Berlin
Betrieben von: Mazen Kerbaj und Sharif Sehnaoui
Künstler*innen: AMM, Andrea Neumann, Axel Dörner, Christine Abdelnour, Magda Mayas, Mazen Kerbaj, Mike Cooper, Raed Yassin, Sharif Sehnaoui, Tony Buck
Drei Anspieltipps: Peter Brötzmann and Michael Zerang – Live in Beirut (2005), Mike Cooper – Radio Paradise (2012), “A” Trio & AMM – AAMM (2018) 
Website: almaslakh.org

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