Labelportrait: Archaic Vaults

field notes #35

15. Dezember 2023 | Kristoffer Cornils

Eine Illustration eines keltischen Rings vor blassgelbem Hintergrund.
©Severin Black

Eigentlich hätte es anders laufen sollen: Gemeinsam mit Owen Pratt wollte Severin Black auf Vienna Press eine EP veröffentlichen, doch dann wurde das australische Label eingestellt. Seitdem aber gibt es nunmehr Archaic Vaults, dem Pratt regelmäßig seine Qualitäten als Mastering-Engineer leiht. Bis heute ist das Label Handarbeit und kümmert sich Black um so ziemlich alles. Blassgelbe Farbtöne prägen das visuelle Gesamtbild, nicht selten sehen sie wie am Kopierer zusammengestellt aus. »Das ist ein punkiger Ansatz, der sich aus meiner Zeit in Bands erhalten hat, als wir unsere Kassetten selbst zuhause überspielt haben«, erklärt Black. Schlicht und doch mit Wiedererkennungswert soll es sein, Symbolik wird dezent und doch mit Attitüde eingesetzt: »Ich interessiere mich sehr für keltische Mythologie und wie sie mit zeitgenössischen anti-imperialistischen Ansätzen verknüpft ist.«

Black sieht in der visuellen Gestaltung eine Parallele zu den musikalischen Ansätzen, die auf Archaic Vaults dokumentiert werden. »Diese Glaubenssysteme haben etwas Ätherisches, das von meiner Lieblingsmusik durch zeitgenössische Elemente heraufbeschworen wird – Holzbläser, Dub-Delays, übersättigte Field Recordings und so weiter.« Dementsprechend schwierig ist es, die über das Label veröffentlichte Musik zu kategorisieren. Black – selbst im Bereich des Sounddesigns, Tontechnik und Komposition sowie der Experimentalmusik höchst aktiv – sprach eine Weile von »weltweit marginalisierter« Musik, hat die Begrifflichkeit mittlerweile aber überdacht. »Es ist ja nicht so, als wäre eine 60-minütige Kassette, auf der zu hören ist, wie Grasblätter durch einen Tonkopf gejagt werden, von ihrem rechtmäßigen Platz im Mainstream-Radio verdrängt wurden«, heißt es dazu trocken.

Black unterstreicht, mit Archaic Vaults wie auch diversen Veranstaltungen unter diesem Namen Brücken bauen zu wollen. Mittlerweile nicht nur in London, sondern ebenso in Berlin aktiv zu sein, und sich in der Szene einzufinden, eröffnet neue Perspektiven. Die kollaborative Arbeit und aus Zusammenarbeiten Freundschaften zu entwickeln und umgekehrt, bildet eine der Säulen des Labels – weshalb in Zukunft einige Veröffentlichungen unter der Beteiligung von Black zu erwarten sind. »Es ist ein bisschen so wie in einer Punkband zu sein – mit dem Unterschied, dass wirklich alle dabei sein wollen.«

 

Gegründet: 2020
Sitz: Berlin / London
Betrieben von: Severin Black
Künstler*innen: Acidic Male, Burning Pyre, Christoph De Babalon, Ewa Awe, Flora Yin-Wong, Lisa Lerkenfeldt, Nexcyia, YL Hooi
Drei Anspieltipps: Lisa Lerkenfeldt – »A Garden Dissolves Into Black Silk« (2020), Severin Black & Vanessa Bedoret – »First Passage/Excommunicated« (2022), Zeynep Ağcabay – »Ancestral Ground« (2023)
Website: archaicvaults.bandcamp.com

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