Zur Konferenz »Time to Listen« 2023

Programm

Time to Listen Grafik
©Node Berlin Oslo

Die zweitägige Konferenz schloss an die gleichnamige Konferenz 2022 an. Wieder kooperierten die Akademie der Künste und field notes berlin / inm. Gemeinsam kuratierten sie ein Programm, das sich einerseits auf künstlerische Produktionen im Themenfeld Ökologie und Klang fokussierte und anderseits die Szene zum inhaltlichen Austausch im Rahmen mehrerer Open-Space-Sessions einlud.  Alle im Rahmen der Konferenz gezeigten künstlerischen Formate verband das Selbstverständnis, das Kunst und Musik über die transformative Kraft verfügt, um am dringend notwendigen gesellschaftlichen Wandel mitzuwirken: Ökologie und Klang gingen eine fruchtbare Verbindung ein, die bei allen Teilnehmenden lange nachhallen wird. 

Im August 2023 kamen an zwei Tagen Künstler*innen, Kurator*innen und Aktivist*innen aus der zeitgenössischen Musik mit Expert*innen aus der Nachhaltigkeitsforschung in der Akademie der Künste in Berlin zusammen, um in einem transdisziplinären Austausch unsere Beziehungen zueinander und zu unserer Umwelt zu überdenken und neue Zukunftsvisionen mit den Mitteln der zeitgenössischen Musik zu entwickeln. Die Konferenz bot die Möglichkeit, sich Wissen anzueignen, neue Netzwerke zu bilden und Initiativen ins Leben zu rufen. 
Insbesondere der zweite Teil des Symposiums baute auf die Diskussionen der ersten Ausgabe im Oktober 2022 auf. Der Bericht zur Konferenz 2022 kann hier nachgelesen werden.

Während bei der Beschäftigung mit dem Themenkomplex Nachhaltigkeit und Kultur oft die Reduzierung der negativen Auswirkungen des Sektors im Vordergrund steht (ökologischer Footprint), wurde bei der diesjährigen »Time to Listen«-Konferenz der Frage nachgegangen, wie wir positiv wirken können mit den Mitteln von Kunst und Kultur. Deshalb wurden verschiedene künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema präsentiert und anhand dieser das besondere Potenzial der Musik, einen positiven Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel zu nehmen, in den Blick genommen. Welches Wissen und welche Wirkungskraft liegen in Musik und Klang und inwieweit ist Hören bzw. Zuhören überhaupt Bedingung für ein tieferes Verständnis und die Beschäftigung mit der Umwelt? In Gesprächsrunden wurde diskutiert, welche Verantwortung und welche Rolle der Kunst in Hinblick auf Nachhaltigkeit zukommt und immer wieder bestätigt, dass bei der Beantwortung dieser Frage das Einnehmen einer globalen Perspektive produktiv und notwendig ist.

Am 19. August fanden neben Sound Walks und Rundgängen mit Präsentationen zu Klanginstallationen von David Monacchi, FrauVonDa, Jacob Kirkegaard, Susan Ibarra, Claudia Gonzáles Godoy, Marcus Maeder und dem Acoustic Ecology Lab offene Gesprächsrunden mit den Künstler*innen zu den Themen »Künstlerische Praxis zwischen Community, Wissenschaft und Ästhetik« und »Autonomie der Kunst und politisches Engagement« statt. 
  
Am 20. August ging es mit einem Open Space weiter, bei dem Gilles Aubry, Emily Doolittle, Halim Sbai, Mimi Doulton, Edoardo Micheli, Amanda Gutierrez und Nele Möller in Workshops, offenen Diskussionsrunden, Vorträgen und Listening Sessions auf die zentralen Themen und Fragen des Symposiums eingingen. Hier ist die Dokumentation der Opern-Space-Sessions »Time to Listen« 2023 zu finden.

 

Programm

Fr. 18. August 2023 – Eröffnung 

18 Uhr Eröffnungsveranstaltung von Festival und Konferenz 
Eröffnung: Kathrin Röggla
Impuls: Iris ter Schiphorst, Komponistin
Cécile Wajsbrot: Lesung aus »Adieu à l'hiver«, mit engl. / dt. Untertiteln und Klangcollage von Carola Bauckholt
Carola Bauckholt/Karin Hellqvist: »Solastalgia« (2023, 20’), 8-Kanal-Zuspiel und Video von Eric Lanz, mit Karin Hellqvist, Violine, Auftrag des Swedish Arts Grants Committee

19:00 Uhr Eröffnung der Ausstellung 
mit sieben Klanginstallationen von Peter Ablinger, Claudia González Godoy, Susan Ibarra, Jacob Kirkegaard, FrauVonDa, Winfried Ritsch, Daniel Rothman
  
21:00 Uhr Konzert und Vortrag
»Pilzgemeinschaften und Rieselfelder«
Messdaten von CO2-Stationen im Amazonas Regenwald, von Rieselfeldern in Hobrechtsfelde und Biodiversitätsdaten von Pilzgemeinschaften in Böden werden in Kompositionen in Klang übersetzt.
Mit:
Marcus Maeder:  »Esperito da floresta/Der Geist des Waldes« für 9 Frauenstimmen und Zuspiel
Impuls: Matthias Rillig, Biologe, Global Change Factors
Marcus Maeder: Neues Werk (2023, UA), Elektroakustische 8-Kanal-Komposition 
Auftrag der Akademie der Künste in Kooperation mit der FU Berlin – Institut Biologie
Marcus Maeder: »Rieselfelder Hobrechtsfelde: Kadmium« (2023, UA) für 9 Frauenstimmen
Auftrag des Festivals Klanglandschaften
Mit dem Berliner Frauen-Vokalensemble, Leitung: Lothar Knappe
In Kooperation mit dem Institut für Biologie der FU Berlin und dem Festival Klanglandschaften

Sa. 19. August 2023 – Tag 1 Konferenz

11 Uhr Sabine Vogel: »Tuning-in«
12 Uhr – Vortrag von Marcus Maeder: »Soil, Sonification, Boden«
14 bis 14:45 Uhr – Ausstellungsrundgänge
mit Präsentationen von Jacob Kirkegaard, FrauVonDa und Daniel Rothman
15 Uhr – Offener Austausch
»Künstlerische Praxis zwischen Wissenschaft und Ästhetik« | Moderation: Kirsten Reese 
 
16 Uhr – Konzert »Regenwälder, Klangverlust und Klangerinnerungen«
David Monacchi Lecture
David Monacchi: »Fragments of Extinction« (2020, 16‘), 8-Kanal, Klangdokumentation von Primärwäldern auf drei Kontinenten 
Kristine Tjøgersen: »Avian Chatters« (2021, 10‘), für solo Violine, im Raum
David Monacchi: »Paleoscapes – Borneo« 2023  (2023, 21‘), für 8-Kanal, unbearbeitete Aufnahme eines Primärwaldes im Danum Tal / Malaysia
Liza Lim: »One and the Other« (2022, 10‘), für solo Violine, im Raum
Karin Hellqvist, Violine
 
17:30 bis 18:30 Uhr – Ausstellungsrundgänge 
mit Präsentationen von Winfried Ritsch, Peter AblingerSusie Ibarra und Claudia González Godoy
 
18:30–19:30 Uhr Offener Austausch
»Autonomie der Kunst, Community-Arbeit und politisches Engagement« | Moderation Kirsten Reese
 
20 Uhr – Konzert
Teil 1: 
Karen Power/Loré Lixenberg: »language land sea« (2023, 35-40‘) für Stimme, 4-Kanal-Elektronik und Video, Kompositionsauftrag von Loré Lixenberg gefördert durch The Arts Council of Ireland
Karen Power: Komposition, Elektronik, Video, Loré Lixenberg: Stimme
Teil 2: 
Jacob Kirkegaard: »Landet« (2022, 60‘) Komposition für 8-Kanal-Elektronik

So. 20. August 2023 – Tag 2 Konferenz

10:30 Uhr – VIVAJAQUI Kollektiv, Performance
 
11:30 Uhr Session I 
Gilles Aubry »Sawt, Bodies, Species – Ecological voices and interspecies performance«
Emily Doolittle »Recycled Sounds – a hands-on workshop on making music from trash«
 
12:30 Uhr – Session II
Halim Sbai »Joudour Sahara Music Program«
Mimi Doulton »Imagining a flight-free future«
 
14:30 Uhr – Session III
Edoardo Micheli »Sonic Ecosystems and Listening Communities«
Presentation des Residency-Teams
 
15:30 Uhr – Session IV
Amanda Gutierrez »Aural Border Thinking as a listening methodology«
Nele Möller »(un)recording the field«
 
16:30 Uhr – Plenum: Kondensation und Ausblick
 
18 Uhr – Perspektivwechsel »What Forms of Knowledge and agency lie in Sound?« 
Gespräch mit Tania Rubio und Giada Dalla Bontà | Moderation: Johanna Keller
 
19:30 Uhr – Konzert
Teil 1
Rama Gottfried: »Scenes from the Plastisphere / Animism« (2018/2023, 20‘) für fünf Performer und Video-Puppetry-Instrument
Sarah Nemtsov: »Mountain & Maiden« (2019, 24‘) für Keyboard solo (mit verstärktem Klavier und Stimme) zu einem Film von Shmuel Hoffman & Anton von Heiseler
Mit Musiker*innen des ensemble mosaik
Teil 2:
Acoustic Ecology Lab – Mexiko / Deutschland
Sabine Vogel: »Ch’íich« (2023, DE, 20’) für 8 – Kanal Zuspiel und Keramikflöten
Sabine Vogel, Flöte
Filmaufnahmen der Cenote von oben von Judith Egger
Keramikflöten von Nash Tavewa
Tania Rubio: »Yok' ol kabo'o« (2023, DE, 20’) 
Tania Rubio, Komponistin und Künstlerische Leiterin des Labs 
Fernando Domínguez, Klarinette und Performance
Sabine Vogel, Flöte und Performance
Judith Egger, Video und Performance
Recherche und Produktion gefördert durch den Internationalen Koproduktionsfonds des Goethe-Instituts