Kundgebung

Kundgebung Time to Listen

Heute wissen wir nicht nur, dass wir vor einem zivilisatorischen Kollaps stehen, sondern kennen auch Wege, die Folgen unseres Handelns noch zu mildern oder gar aufzuhalten. Doch während die Grenze der Belastbarkeit immer deutlicher in unser Bewusstsein dringt, wird die Kluft zwischen Wissen und Handeln nur größer.

Wir sind der Überzeugung, dass Kunst und Kultur einen Teil dazu beitragen können, diese Kluft zu schließen, indem sie eine Schlüsselrolle in der Vermittlung von Wissen und Werten einnehmen und den Wandel hin zu einer sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Weltgemeinschaft anstoßen können.

Der Welt zuhören

Die Welt teilt sich uns mit, wir müssen nur genau hinhören: Während Wiesen und Wälder verstummen, lärmt der motorisierte Verkehr in den Straßen und Proteste werden lauter. Schwindende Biodiversität, wachsender Energieverbrauch und soziale Ungleichheiten machen sich so verlautbar. Jede Aktivität verursacht Klang und ihr Ausbleiben Stille.

Wer Hören als Erkenntnisvermögen versteht, lernt, den Zustand der Erde zu hören. Wenn wir innehalten und zuhören, beginnen Orte und Räume zu sprechen und uns Aufschluss über unsere Lebensweisen und den Gesundheitszustand unserer Erde zu liefern.

Die Klimakatastrophe ist in vielen Teilen der Welt bereits Alltag. Gerade dort, wo im Zeichen des wirtschaftlichen Fortschritts die Ausbeutung natürlicher Ressourcen stattfindet, werden systematisch jene Stimmen gewaltsam zum Verstummen gebracht, deren Lebensraum akut bedroht ist. Oft sind dies indigene Gemeinschaften, zu deren Selbstverständnis der Schutz der Erde als Grundvoraussetzung für die menschliche Existenz im Gleichgewicht mit der Natur gehört und die seit Jahrzehnten in ihren Mahnungen als rückständig ignoriert und verfolgt werden.

Auf Fakten hören

In den letzten Jahren wurde die Alarmglocke von einer Vielzahl wissenschaftlicher Gremien und aktivistischen Initiativen geschlagen – und überhört.

Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 (UN FCCC, 2015) verpflichtet die Staaten völkerrechtlich verbindlich, die globale Erwärmung deutlich unter 2 °C zu halten. Darüber hinaus haben alle Länder den Anspruch bekundet, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Der Bericht des Club of Rome mahnte bereits vor 50 Jahren die Grenzen des Wachstums an und stellt in seinem jüngst erschienenen Report fünf konkrete Kehrtwenden vor, mit denen sich eine lebenswerte Zukunft noch erreichen ließe: Die Beendigung der Armut, die Beseitigung der eklatanten Ungleichheit, Ermächtigung (Empowerment) von Frauen, der Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems und schließlich der Übergang zum Einsatz sauberer Energie. Protestbewegungen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion demonstrieren regelmäßig für Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Die Aktivist*innen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet.

Als Kunst- und Kulturakteur*innen möchten wir unsere Sicht- und Hörbarkeit nutzen, um solchen berechtigten und gut begründeten Forderungen Gehör zu verschaffen. 

Nein zur AfD

Gleichzeitig treten wir geschlossen der AfD entgegen, die am gleichen Nachmittag einen Demonstrationszug vom Platz der Republik ausgehend organisiert. Der Parteivorstand hat eine Demonstration unter dem Titel »Energiesicherheit und Schutz vor Inflation – unser Land zuerst!« für 4.000 Teilnehmer*innen im Regierungsviertel angemeldet. Auf der Liste der AfD-Forderungen steht die Öffnung von Nord Stream 2, die Förderung von Strom aus Kernenergie und Kohle, Senkungen von Energiesteuern oder die Abschaffung von Steuern und Abgaben auf Kraftstoffe. Wir können nicht akzeptieren, dass Rechtspopulist*innen, die wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren oder gar leugnen, die Ängste der Menschen zur gesellschaftlichen Destabilisierung und Polarisierung instrumentalisieren.

Wir fordern

Worauf warten wir? Schon heute sind die Auswirkungen unseres Handelns messbar, spürbar und unüberhörbar: Umweltkatastrophen, Inflation, Energiemangel und eine weltweite Ernährungskrise aufgrund von extremen Wetterbedingungen und einem völkerrechtswidrigen Krieg in Europa.

Die Bewältigung der aktuellen Krisen darf nicht zu kurzsichtigen Entscheidungen führen, sondern erfordert eine radikale Veränderung menschlichen Verhaltens und vor allem ambitionierte und konsequente politische Maßnahmen, bevor weitere irreversible Kipppunkte erreicht werden. 

Die zeitnahe Schaffung von notwendigen Rahmenbedingungen für klimafreundliches und nachhaltiges Handeln steht nicht im Widerspruch zu sozialen Maßnahmen zur Entlastung der Menschen heute. Im Gegenteil, sie sind die Bedingung für die Prävention von Notlagen und sozialen Ungleichheiten in der Zukunft.

Deshalb wollen wir jenen in der Regierung den Rücken stärken, die sich für Klimaschutz einsetzen und Druck aufbauen, den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine grundlegende Verkehrs- und Agrarwende voranzubringen.

Mach mit!

Musikschaffende und andere Interessierte sind eingeladen, sich zu mit Redebeiträgen oder künstlerischen Aktionen zu beteiligen. Wenn ihr euch mit einem Beitrag einbringen möchtet, meldet euch bei uns unter redaktion@field-notes.berlin.

Open Space

Am 7. und 8. Oktober, also im Vorfeld der Kundgebung, laden die Akademie der Künste, Impuls neue Musik und die inm / field notes zu einer gemeinsamen Konferenz im Open-Space-Format zum Thema Nachhaltigkeit in der zeitgenössischen Musik unter dem Titel »Time to Listen« (Akademie der Künste, Pariser Platz) ein. Bei dem Open Space soll die Expertise von Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen und Institutionen, die weltweit neue Formen des Denkens, Organisierens und Handelns für nachhaltigere Lebens- und Arbeitsweisen erproben, in einem transdisziplinären Dialog zusammengeführt werden.
Der Open Space gibt Teilnehmer*innen die Gelegenheit, gemeinsame Klangaktionen für die Kundgebung zu entwickeln und einzustudieren sowie Plakate und Transparente zu gestalten.
Übersicht | Programm | Anmeldung

DIE VIELEN

DIE VIELEN e.V. ist ein Kulturbündnis für Kultur- & Kunstfreiheit und gegen Rechts. Am 8. Oktober ruft das Bündnis bereits von 12 bis 16 Uhr am Pariser Platz zu einer Gegendemonstration zur AfD auf, die dann am Nachmittag von Time to Listen weitergeführt wird. (www.dievielen.de)

 

Bündnispartner:

  • Akademie der Künste
  • inm - initiative neue musik berlin e.V. / field notes
  • Impuls neue Musik
  • Goethe-Institut
  • Musikfonds e.V.
  • exploratorium
  • Kontraklang
  • positionen - Texte zur aktuellen Musik
  • errant sound
  • Musicpool Berlin
  • IMPULS-Festival für Neue Musik
  • Institut français Mainz
  • Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K)
  • SONIC MATTER Zürich
  • IG-Jazz
  • Digital in Berlin
  • radialsystem
  • bgnm - Berliner Gesellschaft für Neue Musik e. V.
  • Freunde Guter Musik e.V.
  • Ludwigsburger Schlossfestspiele
  • ZMB - Zeitgenössisches Musiktheater Berlin
  • DIE VIELEN e.V.
  • Morphine Records
  • Unerhörte Musik
  • Berit Kramer | Kulturmanagement
  • VAM - Vereinigung Alte Musik
  • Festival Klanglandschaften
  • MaerzMusik
  • Outernational
  • Neue Zeitschrift für Musik

Schreibt uns, wenn ihr Bündnispartner werden möchtet.