Podiumsdiskussion »Bühnen von morgen«

Über ein erweitertes Verständnis der Aufgaben einer Kunstinstitution

21. September 2021 | field notes

Der Moderator Kristoffer Cornils sowie die Podiumsgäste Ece Pazarbaşı, Andrea Goetzke und Matthias Mohr sitzen auf dem Podium
©Nikolaus Goetz

Welche Rolle können Bühnen über ihre Funktion als Präsentationsorte hinaus spielen, um neue Formen sozialen Miteinanders zu ermöglichen? Pandemien verändern die Nutzung bestehender Räume. Nicht nur, aber auch angesichts der Möglichkeit, dass die COVID-19- Pandemie nicht die letzte ihrer Art sein wird, stellen sich Fragen für die Zukunft unserer Spielstätten.

Kulturinstitutionen präsentieren Kunst. Und verfügen darüber hinaus über ein breites Spektrum an „zusätzlichem Kapital“, das sie in aktuelle Anliegen einer Community einbringen können: physisch, durch Raum, Architektur und Infrastruktur, sozial, durch Mitarbeiter*innen mit Ideen und Kontakten, politisch, durch Beziehungen zu Kulturpolitik und Kulturverwaltung und nicht zuletzt ein kreatives Kapital durch eine ausgeprägte kulturelle und künstlerische Sensibilität. Das besondere Potenzial von Kultureinrichtungen liegt also darin, kulturelle, nicht kommerziell definierte Freiräume und Begegnungsorte für unterschiedliche soziale Milieus zu eröffnen. Wie kann dieses erschlossen und genutzt werden?

Ece Pazarbasi, Andrea Goetzke und Matthias Mohr diskutieren, wie sich die Aufgaben einer Kunstinstitution zukünftig entwickeln könnten, wie sie potentiell aussehen und sich umsetzen ließen – auch im Zusammenhang mit der Neuausrichtung kommunaler und regionaler Kulturentwicklungsplanungen.


– Ece Pazarbaşı

Ece Pazarbaşı ist unabhängige Kuratorin und Gründerin der Field Kitchen Academy, einem einzigartigen Format mit interdisziplinärem Residenzprogramm zwischen Klang, Kunst, Musik und Kulinarik in Brandenburg. Mit einem besonderen Interesse für Praktiken der Wahrnehmung und ungewöhnlichen interdisziplinären Ansätzen will Pazarbaşı die Grenzen zwischen Forschung und Praxis überwinden. Zu ihren kuratorischen Erfahrungen gehören „The Things We Are Made Of“, eine Reihe von vier Ausstellungen im WAM Turku City Art Museum, Finland (2019-2020); die Klangkunstreihe „Seedlings with Siblings“ bei Frontviews (2021); die Ausstellung „Kabinett des Unbekannten“ Werkbundarchiv – Museum der Dinge (2017); die Hauptausstellung des 20-jährigen Jubiläums von 48 Std. Neukölln (2018) „Bank Blank“; „Memory Plates“ im Rahmen des Festival of Future Nows im Hamburger Bahnhof (2017); „Muscle Memory“ im Kunstraum Bethanien/ Kreuzberg (2017); die Ausstellungen „12/12“ und „Turkish Art Nice and Simple“ bei Tanas Berlin (2011-2012) zusammen mit René Block. Sie war stellvertretende Kuratorin des Türkischen Pavillons der 52. Biennale von Venedig (2007). Außerdem war sie als Projektkoordinatorin für das New Museum - New York for Ideas City: Istanbul (2012) und als Beraterin im Bereich Bildende Kunst für die Türkei bei der Abteilung für strategische Planung und Entwicklung der Abu Dhabi Authority for Culture and Heritage, VAE (2009-2010) tätig. Pazarbaşı hatte die Ehre, 2013 ein Forschungsstipendium von Olafur Eliassons Institution for Spatial Experiments (IFREX) zu erhalten.

– Andrea Goetzke

Andrea Goetzke arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. Über Diskurs, Musik und Radio setzt sie sich mit interdisziplinär mit kulturellen und gesellschaftlichen Fragen auseinander, und ist interessiert daran gastliche Räume für Inspiration und Begegnung zu schaffen. Sie hat kürzlich ein Programm zu COLLECTIVE PRACTICES am ACUD mitgestaltet und organisiert derzeit die Reihe Picnic FM mit Musik im Park. Zehn Jahre hat sie das Torstraßenfestival organisiert und ist Mitgründerin des Music Pool Berlin. Sie hat als freie Kuratorin, Organisatorin und Moderatorin u.a. zusammengearbeitet mit dem Haus der Kulturen der Welt, Ableton Loop, der re:publica und dem Goethe Institut. Sie teilt musikalische Entdeckungen in ihrer Radioshow bei ByteFM.

– Matthias Mohr

Matthias Mohr ist ein deutsch-kolumbianischer Kurator und Dramaturg. Er inszenierte zeitgenössisches Musiktheater u.a. am ZKM Karlsruhe, beim Festival ECLAT und bei den KunstFestSpielen Herrenhausen. Von 2012-2014 war er Teil des Programmteams der Ruhrtriennale und arbeitete im Anschluss als Dramaturg für PACT Zollverein mit dem Schwerpunkt zeitgenössischer Tanz und Performance. Dort entwickelte er experimentelle transdisziplinäre Formate, in deren Zentrum der Austausch zwischen unterschiedlichen Wissensbereichen und künstlerischen Praktiken steht. Dabei liegt sein Fokus besonders darauf, marginalisierte Wissensformen sichtbar zu machen. 2018 übernahm Matthias Mohr die Künstlerische Leitung des radialsystems und setzt hier sein transdisziplinäre kuratorische Arbeit fort.

 

Moderation: Kristoffer Cornils

Das Gespräch fand im Rahmen des Monats der Zeitgenössischen Musik 2021 in den Räumen des radialsystem statt.

 

  • MdZM2021

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