Opposite Editorial: Detlef Diederichsen

field notes #7

1. Mai 2018 | Detlef Diederichsen

Fotoaufnahme Detlef Diederichsen
©Thomas Eugster

Liebe Leser*innen,

einige der schönsten experimentellen Improv-Konzerte finden traditionell Anfang Mai im Tiergarten (meinem Arbeitsplatz!) statt, wenn sich Nachtigallen-Populationen aus Ost- und Westeuropa zu einem großen Get Together und Festival treffen und bei der Gelegenheiten und bei der Gelegenheit ihre neuesten musikalischen Entdeckungen miteinander austauschen. Immer empfehlenswert – sagenhafte bewusstseinserweiternde Epiphanien garantiert!

Passend dazu machen sich im Errant Sound sieben Klangkünstler*innen unter dem Titel »Tier – Bild – Ton« Gedanken zu »neuen Verhältnissen zwischen Bild und Ton bei der Darstellung von Tieren und Pflanzen«. »Schleiereule«, »Schlinger«, »Erbse« und »Kuckuck« lauten die vielversprechenden Titel der vier präsentierten Werke, dazu werden sämtliche auf dem Errant-Sound-Podcast veröffentlichten Kompositionen zu diversen Vogelstimmen (auch Nachtigallen!) vorgestellt und diskutiert.

Ein weiteres Highlight bei den Biegungen im ausland: Die australische Klangkünstlerin Alexandra Spence trifft auf die britischen Free-/Improv-Urgesteine Eddie Prévost und John Tilbury und den US-amerikanischen Saxophonisten Ken Vandermark. Drei Generationen und drei unterschiedliche Ansätze hinsichtlich unorthodoxen, improvisierten Musikmachens – man darf gespannt sein.

Die dritte Folge der Veranstaltungsreihe »Memory Space« des KNM Berlin widmet sich der südindischen Metropole Chennai (ehemals Madras). Im Zentrum steht dabei der Komponist und Sänger Ramesh Vinayakam, der ein umfassendes Notationssystem für die klassische Musik Südindiens entwickelt hat, »ein Traditionsbruch, der eine jahrhundertealte orale Musikkultur mit tiefgreifenden Fragen konfrontiert«. Neben Musik von (und mit) Vinayakam wird es im Radialsystem V Kompositionen von Cage, Scelsi, Alvin Lucier, Terry Riley, Ana Maria Rodriguez und Jeremy Woodruff zu hören geben, außerdem »Audio Massagen« (Minikonzerte für sieben Performer und sieben Zuhörer) und eine Klangausstellung Chennai-Berlin.

Viel Vergnügen wünscht
Ihr Detlef Diederichsen

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