Trames
Di., 17.09.2024, 20:00 - 22:00 | studiobörne 45
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Der Komponist und Posaunist Georges Lewis hat in seinen Recherchen zur musikalischen Improvisation zwei unterschiedliche aktuelle Strömungen unterschieden, die er Afrologie und Eurologie nannte. Die erste ist dabei stärker von mündlichen Traditionen geprägt, die zweite von der Kultur der europäischen Musik- und Begriffsschriften.
Diese beiden Achsen stehen nicht in Opposition zueinander, sondern erlauben uns, die gemeinsamen Bewegungen zu beobachten, die zwischen diesen beiden Polen oszillieren.
Diese Zirkulation ist umso wichtiger seit den 1960er Jahren, als sich neue Formen des Experimentierens sowohl im Bereich der erlernten Musik (Karlheinz Stockhausen, Cornelius Cardew, John Cage etc...) als auch in der sogenannten populären oder experimentellen Musik entwickelt haben. Die improvisierte Musik steht an einem zentralen Punkt zwischen diesen Strömungen.
Céline Voccia, Alexander Frangenheim und Michel Doneda sind dank ihres jeweiligen Hintergrunds, ihrer Geschichte und Kultur Teil der Zirkulation dieser Traditionen. Alle drei haben ihre eigenen Instrumentaltechniken entwickelt und eine musikalische Sprache frei von Konventionen erfunden. Im Verlauf des musikalischen Spielgeschehens sind ihre verschiedenen Erinnerungsebenen aktiv. So sind in ihrer Musik Harmonie, Melodie, Klangtexturen, Rhythmen verwoben und schwingen in Komplementarität und in einem ständigen Kreislauf mit.
Indem sie einer »unsichtbaren Partitur« folgen, ist ihre musikalische Umsetzung nie festgelegt.
Mit der Gabe zur Antizipation und dem Mut zur Initiative sind sie offen für die Veränderungen, die Richtungen und Stimmungen, die jedes der Mitglieder in ihrem kontinuierlich sich fortschreibenden Anliegen, im Moment eine Ensemblemusik zu komponieren, in das Spielgeschehen einbringt.
Die Grenzen zwischen den Kategorien sind im Grunde nur konjunkturelle Markierungen.
Die Musiker begreifen es als ihre Aufgabe diese umzustürzen, indem sie Formen erfinden und sie der Öffentlichkeit vorschlagen. Ohne dieses gegenseitige Zuhören gibt es kein Leben und keine Realität für diese Verpflichtung.
»Trames« präsentiert eine entschieden zeitgenössische Musik, die sowohl von hoher Konzentration als auch von einer Geste der Weite getragen ist und die auch physisch mit einem Gefühl klarer Evidenz erlebbar ist.