ICH & ICH & ICH [WIR]
maulwerker performing music
So., 14.09.2025, 20:00 - 21:30 | Ballhaus Ost
So., 14.09.2025, 20:00 - 21:30 | Ballhaus Ost
Die Verantwortlichkeiten und Freiheiten in offenen Prozessen, der Einfluss des eigenen Verhaltens auf die musikalische Dynamik des Ganzen und die sich darin spiegelnden gesellschaftlichen Prozesse thematisieren die Kompositionen des Programms ICH & ICH & ICH [WIR], der neuen Ausgabe der erfolgreichen Reihe maulwerker performing music im Ballhaus Ost.
Derart interaktive Musik, die die Teilhabe der Ausführenden an der Kreation der Werke zur Bedingung hat, kann nur gelingen, wenn sich die Beteiligten einbringen und wirklich zeigen. So entsteht im besten Fall nicht nur ein kollektiver Ausdruck, sondern auch ein Portrait der Gruppe.
Am deutlichsten wird die Spannung zwischen kollektivem Prozess und unbedingter Konzentration auf das eigene Ich und seine musikalischen Handlungsmöglichkeiten an Pauline Oliveros’ »Portraits of Maulwerker«, sechs simultanen Soli, 2007 bei Oliveros in Auftrag gegeben, die die Maulwerker nach intensiver Beschäftigung mit Oliveros’ Werk einer Neuinterpretation unterziehen wollen. Das Doppelportrait »Hallo Du!« der Komponistin-Choreographin Antonia Baehr a.k.a. Henry Wilt thematisiert das Verhältnis des Menschen zu einem nicht-menschlichen Anderen – einem persönlichen Gegenstand oder einem Instrument. Der mexikanische Komponist Rolando Hernández Guzmán beschäftigt sich mit der mesoamerikanischen, indigenen Kultur und der Rolle der oralen Tradition darin. In dieser Konsequenz besteht »Amoxohtoca II« aus oralen Instruktionen und einer Partitur aus Piktogrammen, die die Maulwerker aufgefordert sind, in ihre eigene Praxis zu übersetzen. Bryan Eubanks wird für den menschlichen Algorithmus »The Permanent Computer« ein kleines Booklet herstellen, das unterschiedliche Notationsformen versammelt, mit denen verschiedenste Klang-/Aktionen zum unabhängigen oder enggeführten Zusammenspiel organisiert werden. Mit Hernández Guzmán teilt er den Fokus auf radikal analoge Prozessformen, obwohl deren immersiver audiovisueller Ansatz auch von digitalen und multimedialen Erfahrungen oder Mensch-Maschine-Interaktionen inspiriert ist. Die prozessuale Form – und dieser Aspekt verbindet alle Stücke des Programms miteinander – stellt sich als eine Art dynamisches Interface zwischen individuellen und kollektiven Aktionen dar.
Es entsteht ein Abend, in dem auf für die Maulwerker typische Art sich virtuose Vokalklänge, ein klangforschender Umgang mit Objekten und Instrumenten, sowie choreographische Elemente in den Raum projizieren, sich dort durchdringen, vernetzen und entfalten.