Die Expeditionen des brandenburgischen Naturwissenschaftlers Ludwig Leichhardt im 19. Jahrhundert wie auch koloniale Besiedlungsinitiativen haben im von indigenen Gemeinschaften bewohnten Norden Australiens tiefe Spuren hinterlassen. Der komplexen Begegnung von indigenen und westlichen Wissenssystemen, Kultur und Lebensweisen und der Aufarbeitung kolonialer Strukturen und Sichtbarmachung indigener Kultur widmen sich die beiden Uraufführungen von Kirsten Reese und Erkki Veltheim (mit Daniel Wilfred) für Ensemble Adapter. Das live gestreamte Eröffnungskonzert wird zum Teil des Parcours und klingt im Konzertszenario als Echo nach.
Kirsten Reese beschreibt in einem komplexen, vier Formate verbindenden Material- und Klanggewebe ihren langen Forschungs- und Lernprozess, der zu einer Neuausrichtung und einem erweiterten Verständnis des (Zu)-Hörens führt. Erkki Veltheim lässt aus zeitlich-räumlichen Begegnungspunkten zwischen Leichardt, Wagner, drei Baritons, drei australischen Eulenarten und Daniel Wilfred, einem Songman des Wägilak Clans aus Ngukurr, einen ebenenreich verflochtenen musikalischen Dialog zwischen Parallelwelten und Verwandlungen entstehen.