2018 und 2019 unternahm das Kairos Quartett intensive Reisen mit Konzerten und Workshops nach Shanghai und Guangzhou in China und nach Kuala Lumpur in Malaysia. Diese Erfahrungen haben es stark geprägt und seine Horizonte immens erweitert. Die Quartett-Mitglieder arbeiteten jeweils mit Musikstudierenden der örtlichen Hochschulen und führten Leuchtturm-Kompositionen aus ihrem Repertoire und Uraufführungen der Kolleginnen vor Ort auf. Die intensiven Erfahrungen haben sie im Dezember 2019 in „Drachenspiele I“ in der Reihe „Unerhörte Musik“ aufgeführt. Jetzt folgt ein zweites Programm mit asiatischen Wurzeln, in dem sie die Migrationsbewegungen zwischen den europäischen und asiatischen Klangwelten zum Klingen bringen wollen.
Es kommt ein Stück für Streichquartett und die chinesische Mundorgel Scheng des brandenburgischen Komponisten Gabriel Iranyi zur Aufführung, bei dem wir mit Wu Wei musizieren werden.
Dazu kommt ein frühes für seinen ausgeprägten eigenen Stil bereits typisches Quartett des international bekannten Malaien Kee Yong Chong, der ein großes Repertoire experimenteller Spieltechniken einsetzt.
Von dem mit dem Kairos Quartett seit 1998 verbundenen Chinesen Xiayong Chen führen wir das 1987 (kurz nach seiner Einreise in Deutschland) entstandene erste Quartett auf. Er lehrt an Hochschulen in Hamburg und Schanghai.
Wir erwarten außerdem mit Spannung die UA des von uns beauftragten ersten Quartetts der jungen chinesischen Komponistin Yanwen Li, die am Xinghai Conservatory in Guangzhou als Professorin lehrt und derzeit zusätzlich noch bei Marco Stroppa in Stuttgart studiert.
Das Konzert beschließt das Quartett mit einem Quintett für Scheng und Streichquartett des in Kanada lehrenden indischstämmigen Komponisten Sandeep Bhagwati, der sich intensiv mit Fragen nach sozialen und ästhetischen Auswirkungen von Herkunft in der Musik befasst hat.
Kairos Quartett und LUFT I WURZELN
Seit seiner Gründung 1996 widmet sich das Kairos Quartett der Aufführung richtungweisender Kompositionen des ausgehenden 20. und des 21. Jahrhunderts und kuratiert viele Projekte selbst. Nach 25 Jahren mit weltweit zahlreichen Auftritten und diversen Tonträger-Produktionen schlägt das Berliner Ensemble in neuer Besetzung den Weg Richtung Zukunft ein. Zu den beiden Mitbegründerinnen des Kairos Quartetts, Simone Heilgendorff und Claudius von Wrochem, sind die jungen Geigerinnen Veronika Paleeva und Alicja Pilarczyk hinzugestoßen. Beide verfolgen interdisziplinäre Ansätze von Musik und Kunst, die die Ausrichtung des Quartetts mit seinen Interpretationen internationaler und multimedialer Kompositionen optimal ergänzen.
Der Titel LUFT | WURZELN der neuen vom Kairos Quartett kuratierten deutschlandweiten Veranstal-tungsreihe geht auf den Komponisten Sandeep Bhagwati zurück. In Indien geboren, aufgewachsen in Deutschland und heute zwischen Kanada, der Schweiz und Deutschland pendelnd umschreibt er mit dem Begriff Luftwurzeln sein Verständnis von Heimat. Als unabhängiges und weltoffenes sowie interna¬tional tätiges Ensemble identifiziert sich das Kairos Quartett mit dieser Beschreibung und macht die Luft-wurzeln zum Motto für das Jahr 2022.
Die Konzerte „Drachenspiele“ finden statt als Kooperation des Kairos Quartetts mit dem Verein zur Förderung der zeitgenössischen Musik in Kiel, mit dem Verein für den ausgefallenen Klang in Brandenburg und mit der Villa Elisabeth in Berlin.
Die Konzerte „Drachenspiele“ werden durch gefördert durch NEUSTART KULTUR für Ensembles der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, das MWFK Brandenburg und die inm Berlin.
MITWIRKENDE
Kairos Quartett (Veronika Paleeva, Alicja Pilarczyk / alternierende Violinen; Simone Heilgendorff / Viola; Claudius von Wrochem / Violoncello)
Wu Wei / Scheng
PROGRAMM
Xiaoyong Chen [1955, China, Deutschland] • Streichquartett Nr. 2 [1998, für das Kairos Quartett geschrieben]
Kee Yong Chong [1971, Malaysia] • Silence Cosmos [2005, [DE]
Gabriel Iranyi [1946, Rumänien] • Three Soundscapes für Scheng und Streichquartett [2018]
YanWen Li [China] • Shout in the Drizzle für Streichquartett [2022, UA, Auftragskomposition des Kairos Quartetts]
Sandeep Bhagwati [ 1963, Deutschland, Kanada] • Traces and Shadows II für Scheng und Streichquartett
, alternierende Violine