Konzert II: Naghmas

  • Neue Musik / Komponierte Musik
  • Transtraditionelle Musik
  • Festival

Sonic Borderlines Listening Series

Sa., 18.05.2024, 20:30 - 22:00 | KM28

Sonic Borderlines
© Sonic Borderlines

In drei Workshops, einer Podiumsdiskussion, und drei Konzerten werden drei Ensembles Musik vorstellen, die verschiedene neue Spieltechniken über kulturelle Klanggrenzen hinweg integriert. Die Konzerte bestehen aus neuen Werken verschiedener Komponist*innen neben einigen kurzen Stücken klassischer Musik aus den arabischen, türkischen und indischen Traditionen.

Die zeitgenössische Musik verdankt außereuropäischen Traditionen im 20. und 21. Jahrhundert auf theoretischer Ebene enorm viel, aber auch in der grundlegenden Spielweise, Klangerzeugung, die melodische Verzierung und Phraseologie können wir noch viel mehr von diesen Traditionen lernen. Die Klangerzeugung sowie die Gesangs- und Instrumentaltechniken sind wegen der Unveränderlichkeit unseres Konzepts von Noten (auf Papier) in dieser Hinsicht in der westlichen Musikpraxis noch weitgehend unerforscht. Die meisten außereuropäischen klassischen Traditionen zeichnen sich durch einen flüssigeren, verzierten und biegsamen Klang von Stimmen, Instrumenten und Rhythmus aus. In der indischen, türkischen und arabischen Musik geht man bei der Klangerzeugung weniger vom Konzept der Noten auf einem Blatt aus, sondern eher von z.B. swaras (Klangregion), oder naghmas (bezeichnet ursprünglich beides »Modulation« und »Gesang«)

Der Klang, der jede Kultur als unverwechselbar kennzeichnet, ist also eine Frage des Unterschieds in der Art und Weise, wie diese kleinen Individuen, unsere Noten, Swaras, Perdes oder Naghmas gehört werden. Es ist ein Unterschied in der Art und Weise, wie sie im Musikunterricht, in den Sälen der Konservatorien, in all unseren kulturellen Umgebungen besprochen werden, der unsere Vorstellung von den kleinsten Strukturen des musikalischen Klangs von Geburt an prägt, die für Musiker*innen auch ein Spiegel unseres eigenen Selbst sind. Deshalb ist die Frage nach dem Hören von Noten, nach der grundlegenden Produktion von Klang, eine äußerst brisante und sogar politische Frage. Sie muss mit äußerster Sorgfalt behandelt werden. »Dekolonisierung« ist dabei keine Frage der einfachen Programmierung etc., sondern vielmehr des aufmerksamen Zuhörens, der Versuch jenseits der erfolgten Prägung (bis hin zur Indoktrinierung) wahrzunehmen und hörend, immer wieder neu zu lernen.

gefördert durch die initiative neue musik und Musikfonds

Programm



    Cathy Millikin »Neues Werk«
    Jeremy Woodruff »Neues Werk«
    Mathis Mayr »Neues Werk«
    Bakr Khleifi »Arrangement«
    Elias Aboud »Neues Werk«
  • Claudia van Hasselt | Mezzosopran
  • Bakr Khleifi | Oud
  • Mathis Mayr | Cello
  • Elias Aboud | Riq

Information

Standort:
Zeit:
  • Sa., 18.05.2024, 20:30 - 22:00
  • Pause:

Kontakt und Förderung

Gefördert durch die inm - initiative neue musik berlin e.V.
von Musikfonds gefördert
http://sonicborderlines.org/